Transformation in Kohleregionen
Zukunft gestalten mit dem JTF
Den Übergang zu einer klimaneutralen europäischen Wirtschaft gestalten – das ist das Ziel des EU-Fonds für einen gerechten Übergang (Just Transition Fund/JTF) in Nordrhein-Westfalen. Im Rheinischen Revier und Teilen des nördlichen Ruhrgebiets stehen dafür verschiedene Förderangebote zu Verfügung. Es geht darum, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei betrieblichen Transformationsprozessen zu unterstützen, den Wissens- und Technologietransfer auszubauen, Gründer- und Technologiezentren zu errichten und auszustatten, akademische und berufliche Bildungschancen zu verbessern, wasserwirtschaftliche Maßnahmen im RheinischenRevier zu finanzieren und mit einer nachhaltigen Flächenentwicklung im nördlichenRuhrgebiet einen attraktiven Wirtschaftsstandort zu schaffen.
Strukturwandel bewältigen: Zukunftsfähige Kohleregionen durch den JTF
In der StädteRegion Aachen, der kreisfreien Stadt Mönchengladbach, den Kreisen Düren und Heinsberg, im Rhein-Erft-Kreis und im Rhein-Kreis Neuss im RheinischenRevier sowie in der kreisfreien Stadt Bottrop und den kreisangehörigen Städten Dorsten, Gladbeck und Marl im nördlichen Ruhrgebiet sind der Kohleabbau und die daraus resultierende Stromerzeugung bisher von struktureller Bedeutung. Der Übergang zu einer klimaneutralen europäischen Wirtschaft führt hier deswegen zu einem erheblichen Anpassungsdruck. Geeignete Maßnahmen sollen die absehbaren wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen der Energiewende abfedern. Aus dem EU-Fonds für den gerechten Übergang stehen dafür 680 Millionen Euro für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Umgesetzt wird der JTF im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung Nordrhein-Westfalens (EFRE NRW) und des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Mit dem JTF im Rheinischen Revier Innovationsprozesse in KMU zielführend gestalten
Der Kohleausstieg hat einen unmittelbaren Wertschöpfungsverlust in der Braunkohleindustrie zur Folge. Um darauf zu reagieren und Arbeitsplätze zu sichern, braucht es Veränderung. Unternehmen müssen neue Produkte entwickeln oder ihre Prozesse umstellen, um neue Anwendungsbereiche zu erschließen. Wenn das gelingt, bieten sich gerade für kleine und mittlere Unternehmen Chancen, ihre Geschäftsmodelle in Richtung des European Green Deals und der Digitalisierung weiterzuentwickeln. Das Förderangebot „Zukunftsgutscheine“ unterstützt KMU dabei, entsprechende Transformationsbedarfe und -chancen zu identifizieren, ihre Geschäftsmodelle entsprechend weiterzuentwickeln und neue zu implementieren – zum Beispiel durch die Förderung einer externen Beratung zu Transformationserfordernissen, der befristeten Einstellung einer Transformationsexpertin oder eines Transformationsexperten, die das Unternehmen bei der Umwandlung des Geschäftsmodells unterstützt, oder notwendiger Investitionen.
Für einen guten Technologietransfer in KMU
Um Wertschöpfung und Beschäftigung zu sichern, müssen die lokalen Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit ausbauen und neue Märkte für Wachstumfinden. Das gelingt nur über Innovationsaktivitäten. Gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlt es dafür aber häufig an den erforderlichen Ressourcen und Strukturen. Ideale Anknüpfungspunkte für den Transfer von Forschungsergebnissen und Innovationen aus der Wissenschaft in die Anwendung bieten die Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den Regionen. Der JTF fördert diesen Transfer. Auf diese Weise können Unternehmen ohne große Ausgaben fortschrittliche Technologien und Verfahren erschließen, die mit den Wachstumsfeldern des European Green Deals und der Digitalisierung verbunden sind.
Ausbau von Gründungs- und Technologiezentren durch JTF-Förderung
Gründungs- und Technologiezentren können Gründende sowie junge und technologieorientierte Unternehmen etwa mit organisatorischer und technischer Infrastruktur unterstützen. Der JTF fördert Infrastrukturen, an denen Gründende, Start-ups, KMU, Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen gemeinsam die Validierung und wirtschaftliche Verwertung von Ergebnissen und Technologien aus der Forschung vorantreiben.
Aus- und Weiterbildungszentren als wichtige Stütze
Zu den größten Ausbildungsbetrieben in den Kohleregionen gehörten traditionell die RAG Aktiengesellschaft im Ruhrgebiet und der Energiekonzern RWE im Rheinischen Revier. Durch den Kohleausstieg gehen dort nicht nur viele Arbeits-, sondern auch Ausbildungsplätze verloren. KMU können Ausbildungsinhalte häufig nicht vollständig abdecken. Überbetriebliche Berufsbildungsstätten insbesondere der Wirtschaft helfen, diese Lücke zu schließen und als dritte Lernorte in der dualen Ausbildung neben den Betrieben und Berufsschulen zu fungieren. Die JTF-Förderung in NRW umfasst hier bedarfsgerechte Investitionen in Ausstattung sowie Modernisierung und energetische Sanierung von Gebäuden der beruflichen Bildung einschließlich energieeffizienter Neu- und Ergänzungsbauten.
Flächen im nördlichen Ruhrgebiet mit der JTF-Förderung weiterentwickeln
In Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl gibt es zahlreiche nicht mehr genutzte ehemalige Bergbauflächen, Um sie als Wirtschaftsflächen für neue und bestehende Unternehmen nutzen zu können, bedarf es einer ökologischen, dem Klima gerechten, ressourcen- und flächeneffizienten Revitalisierung und Entwicklung. Der JTF in NRW fördert Vorhaben, die eine Revitalisierung, Aufwertung, nachhaltige Entwicklung, Erschließung, Aktivierung und Renaturierung entsprechender Brachflächen zum Ziel haben und die damit einen Beitrag zur Klimaneutralität, Attraktivität und Qualität des Standorts leisten.
Blaue Infrastruktur: Gewässerrenaturierung im Rheinischen Revier durch JTF-Förderung
Mit dem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung wird der Kohleabbau in den Tagebauen Hambach, Garzweiler und Inden eingestellt. Die Folge: Die Einleitung von so genanntem Sümpfungswasser entfällt und die Abwasserkonzentration in den Gewässern des Rheinischen Reviers nimmt zu. Mit der Förderung aus dem JTF sollen Gewässer und Auen wieder in einen naturnäheren Zustand versetzt werden. Zugleich werden Kläranlagen und andere Anlagen zur Abwasserbehandlung ertüchtigt oder neu errichtet, um die erheblichen Auswirkungen abzumildern und den Weg in eine grüne Zukunft zu ebnen.
Alle Maßnahmen im EFRE/JTF-Programm NRW müssen als vereinbar mit dem Prinzip „Do no significant harm“ (DNSH-Prinzip) bewertet werden. Bei längerfristig wirksamen Infrastrukturinvestitionen ist es notwendig, auf Ebene des einzelnen Vorhabens die Klimaverträglichkeit zu prüfen. Erfahren Sie mehr zu diesen Anforderungen im Bereich „EFRE/JTF durchblicken“.
Fördermaßnahmen
Das EFRE/JTF-Programm NRW 2021–2027 bietet durch die Umsetzung der Prioritäten ein breites Spektrum an Fördermöglichkeiten. Den Prioritäten sind insgesamt 12 verschiedene spezifische Ziele untergeordnet, aus denen sich die rund 30 Maßnahmen des Programms ergeben, um notwendige Impulse für die zukünftige Entwicklung zu setzen.